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© Chambers for GreenTech
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Kasachstan verfolgt mit seiner Entwicklungsstrategie „Kasachstan 2060“ ambitionierte Ziele: Die Transformation hin zu einer „Green Economy“ setzt auf innovative Technologien und nachhaltige Lösungen, um die Abfallwirtschaft zu modernisieren. Gleichzeitig stellen große Abfallmengen, deren unsachgemäße Entsorgung sowie eine mangelhafte Infrastruktur für Recycling und Verwertung noch deutliche Herausforderungen für das Land dar. Es besteht ein großer Investitionsbedarf für den Aufbau einer nachhaltigen Abfallwirtschaft. Vor diesem Hintergrund führt die AHK Zentralasien in Kasachstan aktuell ein Projekt in der Exportinitiative Umweltschutz des BMUV durch, um die deutsch-kasachische Zusammenarbeit zur Schaffung einer Kreislaufwirtschaft zu stärken.
Als zentrale Projektmaßnahme bot die „Eco-Bildungstour“ für kasachische Stakeholder nach Deutschland eine geeignete Plattform für den Wissenstransfer und fachlichen Austausch. In Kooperation mit der IHK Düsseldorf organisierte die AHK verschiedene Workshops und Unternehmensbesuche in der Region.
Theorie trifft Praxis: Perspektiven für eine nachhaltige Abfallwirtschaft in Kasachstan
Nach einer fast 20-stündigen Anreise aus Astana, der Hauptstadt Kasachstans, erwartete die sieben Teilnehmenden ein intensives Programm, das theoretische Grundlagen mit praxisnahen Einblicken verband. Den Auftakt bildeten vier Workshops, die fundierte Einblicke in die Grundprinzipien des Abfallmanagements, die Planung von Deponien, organische und anorganische Recyclingprozesse sowie die historische Entwicklung der Abfallwirtschaft in Deutschland und Europa vermittelten. Ein besonderes Highlight des Programms war der Besuch des Remondis Lippewerks, des größten Recyclingzentrums Europas. Dort besichtigten die Teilnehmenden unter anderem die Hallen zur Bioabfallbehandlung und zum Recycling von Kühlgeräten. Dabei erhielten sie spannende Einblicke, wie durch modernste Technologien Wertstoffe aus verschiedenen Abfallarten zurückgewonnen und wieder in den Kreislauf eingebracht werden können. Abgerundet wurde die Exkursion durch einen Besuch bei den Wirtschaftsbetrieben Lünen, der die gesamte Bandbreite der kommunalen Abfalldienstleistungen demonstrierte.
Im zweiten Workshoptag wurde die Thematik sowohl technisch als auch strategisch vertieft. Die Bereitstellung einer flächendeckenden, zirkulären und zugleich wirtschaftlich tragfähigen Abfallinfrastruktur stellt Kasachstan als neuntgrößtes Land der Erde vor erhebliche Herausforderungen. Besonders die Finanzierungsfrage stand im Mittelpunkt der Diskussionen. Die Vortragenden beleuchteten deshalb die gesetzlichen Rahmenbedingungen der deutschen Abfallwirtschaft und stellten mögliche Förderinstrumente für Infrastrukturprojekte vor. Als potenzielle technische Lösung wurden dezentrale Systeme herausgestellt. Input hierfür lieferte der Besuch bei ETW Energietechnik, wo die Teilnehmenden die Funktionsweise und Anwendungsmöglichkeiten von Biomethananlagen kennenlernten. Im Klärwerk Moers-Gerdt wurden die theoretischen Inhalte unmittelbar in der Praxis veranschaulicht: Dort wandelt eine Biogasanlage der ETW nämlich Klärschlamm in Energie um und deckt damit bis zu 80 % des betrieblichen Strombedarfs.
Die nächsten Schritte
Zum Abschluss der Eco-Bildungstour testeten die Teilnehmenden ihr erworbenes Wissen in einer kurzen Theorieprüfung. Die praktische Umsetzung erfolgt nun dagegen in Kasachstan. Als Mitglieder einer deutsch-kasachischen Arbeitsgruppe entwickeln die Teilnehmenden konkrete Maßnahmen zur Stärkung einer nachhaltigen Abfallwirtschaft. Besonderer Fokus wird auf die Identifizierung eines passenden Anwendungsszenarios für eine Biogasanlage „Made in Germany“ gelegt. Die Anlage soll im kommenden Jahr pilotiert werden und könnte als Modell für weitere Infrastrukturvorhaben in Kasachstan dienen.
Die Eco-Bildungstour war ein wichtiger Meilenstein für den deutsch-kasachischen Dialog im Bereich Abfallwirtschaft. Sie zeigte nicht nur die Potenziale moderner Technologien, sondern verdeutlichte auch, wie gemeinsames Engagement dazu beitragen kann, globale Herausforderungen nachhaltig zu bewältigen. Wir blicken gespannt auf die nächsten Schritte und freuen uns darauf, die Ergebnisse dieses Projekts zu begleiten.